Bitte um Unterstützung für großes Aufforstungsprojekt im Senegal und Gambia/ Zum Start bereits 25.000 Mangroven gepflanzt

Wie wirkt sich der Klimawandel in Afrika aus und wie kann man ihm begegnen? Das erfuhren über 30 Besucher:innen beim Vortrag von Mamadou Mbodji, Vizepräsident der NaturFreunde Internationale und Präsident der afrikanischen NaturFreunde, im Rastatter Naturfreundehaus. Der Senegalese war auf Einladung der NaturFreunde Rastatt und des Klimabündnisses Rastatt in die Barockstadt gekommen, um über Klimagerechtigkeit zu sprechen und die Solidarität des globalen Nordens mit dem globalen Süden einzufordern. 

„Afrika hat nur vier Prozent zum Klimawandel beigetragen, muss aberweit über 90 % der Folgen tragen“, hob Uschi Böss-Walter von den NaturFreunden in ihren einleitenden Worten die moralische Verantwortung der reichen Industriestaaten hervor. Auf dem afrikanischen Kontinent hätten die Menschen nicht die Mittel, sich den Klimafolgen anzupassen und seien auf Unterstützung angewiesen. 

Mbodji, dessen englische Rede von Miriam Streit übersetzt wurde, machte die Not in Westafrika deutlich: Küstenerosion und steigende Meeresspiegel bedrohten die Menschen, betonte der Afrikaner. Dürren führten dazu, dass Ernten ausblieben und das Vieh verdurste. Die Versauerung der Ozeane lasse die Fische sterben. Der Schnee auf dem Kilimandscharo, laut Mbodji „größter Wassertank Afrikas“, habe um 90 Prozent abgenommen. Dadurch trockneten viele Flüsse aus. Der Tschad-See sei von 25.000 m² Wasserfläche auf 3.000 m² geschrumpft. Das Kongobecken, zweitgrößte Lunge der Welt nach dem Amazonas, werde in rasantem Tempo abgeholzt. 

Der sympathische Senegalese war jedoch nicht gekommen, um zu jammern, sondern um für ein ambitioniertes Mangrovenaufforstungsprojekt zu werben, das einen großen Beitrag zum Klimaschutz leistet und gleichzeitig den Menschen eine neue Lebens- und Einkommensperspektive bietet. 20 Hektar Mangrovenwälder will Mbodji mit Hilfe der NaturFreunde bis Ende Januar 2024 pflanzen, davon 15 Hektar im Senegal und fünf in Gambia. 100.000 Setzlinge müssen dazu in drei Jahren in die Erde gebracht werden. Jedes Jahr 25.000 Stück. Eine riesige Menge. Und doch hat Mbodji bereits bewiesen, dass es möglich ist. Die Pflanzaktion für 2021 ist schon abgeschlossen. Eindrucksvoll zeigte der Projektkoordinator, wie professionell die Aufforstung durchgeführt worden war: Die Auswahl der Setzlinge erfolgte mit einem Team von Botanikern und anderen Spezialisten. Das aufzuforstende Gelände wurde in vier Distrikte aufgeteilt. Jeweils hundert Menschen steckten im Wasser stehend in einem bestimmten Abstand unter Anleitung gleichzeitig Setzlinge in den Meeresboden. So konnten die Mangrovenpflanzen in einem Distrikt binnen weniger Stunden ausgebracht werden. „Als wir fertig waren, haben die Frauen getanzt und gebetet, dass die Pflanzen wachsen“, erzählte der Klimaaktivist sichtlich bewegt.

Ein Besucher wollte wissen, wie die Bäume nun geschützt würden. Mbodji antwortete, die Aufklärung und Sensibilisierung der Menschen vor Ort sei der beste Schutz für die Mangroven. Deshalb sei die Bevölkerung auch von Anfang an in das Projekt einbezogen worden. Böss-Walter dankte Mbodji: „Wir sind stolz auf die Arbeit, die du geleistet hast“, sagte die Grünen-Stadträtin, die den Anstoß zu dem Mangrovenprojekt gegeben und auch die Finanzierung organisiert hatte. So wird die 86.000 Euro teure Aufforstungsaktion zu 75 Prozent vom deutschen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt. Den Rest – 16.000 Euro – müssen die NaturFreunde Baden-Württemberg aufbringen. 7.000 Euro hat Böss-Walter für ihr „Herzensprojekt“ bereits gesammelt. Böss-Walter und Mbodji baten die Anwesenden um weitere Unterstützung. Die Besucher:innen machten gerne von den Sammelbüchsen Gebrauch. Zum Abschluss überreichte Böss-Walter dem Afrikaner eine Friedenstaube, denn auch mit der Natur und dem Planeten müsse Frieden geschlossen werden. Dieser zeigte sich gerührt: „Ich bin auch ein Vogel. Ich kenne keine Grenzen. Der Planet ist mein Zuhause.“ 

Uschi Böss-Walter (links) übergab Mamadou Mbodji, Koordinator des Mangrovenaufforstungsprojekts, eine Friedenstaube und dankte auch Übersetzerin Miriam Streit.

Uschi Böss-Walter (links) übergab Mamadou Mbodji, Koordinator des Mangrovenaufforstungsprojekts, eine Friedenstaube und dankte auch Übersetzerin Miriam Streit.